Alles verändert sich, alles ist im Wandel, nichts bleibt wie es ist.
In der chinesischen, daoistisch geprägten Philosophie sind in den letzten Jahrtausenden in diesen ständigen Veränderungen der Welt bestimmte Wandlungsprinzipien erkannt und beschrieben worden.
Werden und Vergehen, Substanzbildung und Auflösung, Materie und Energie, Sein und Nichtsein, Feuer und Wasser werden mit Yin und Yang beschrieben.
Auf chinesisch wird die Yin-und-Yang-Monade mit "Tai Ji", dem "Höchsten, Letzten" benannt.
Für eine differenziertere Betrachtung des Wandels in der Welt wurden im alten China die Veränderungen der Natur im Verlauf der verschiedenen Jahreszeiten untersucht und mit den „5 Elementen“ bzw. « 5 Wandlungsphasen » beschrieben:
Wasser/Winter - Holz/Frühling - Feuer/Sommer
- Erde/Spätsommer - Metall/Herbst.
Auf der Suche nach unseren natürlichen Bewegungsqualitäten ergründen und erspüren wir im Taiji quan die Dynamik der aktuellen Veränderungen im Außen, in den Jahreszeiten, mithilfe der
" 5 Prinzipien der Wandlung"
und übertragen sie auf den Wandel in unserer eigenen Haltung und in unserem Bewegungsfluss.
Wandlungsprinzip WASSER: der Winter
Im Winter herrscht Ruhe. Es gibt wenig Licht und wenig Wärme. Die meisten Lebensprozesse kommen zum Stillstand, dem Lebensspender Wasser wird alle Wärme entzogen. Das
Wasser ist nun kalt, ruhig und unbewegt. In der Natur gibt es kein Wachstum, kein Grün. Durch die Kälte sinkt alles nach unten, folgt der Schwerkraft wie das Wasser, schützt sich in der dunklen Wärme
der Erde vor Frost. Ein Baum hat zu diesem Zeitpunkt alle Säfte aus Ästen und Stamm zurückgezogen und seine lebenswichtigen Stoffe mit dem Rückzug des Wassers in den Wurzeln eingelagert. Der von der
Natur abhängige Mensch kann keine Feldarbeit betreiben, er muss von seinen Vorräten leben. Es ist Zeit für den Rückzug ins Haus, innen werden Feuer für Licht und Wärme entfacht um den menschlichen
Lebensraum zu bewahren.
Das WASSER als Wandlungsprinzip ist ruhig, kalt, konstant und beständig, aber sehr anpassungsfähig. Es bewegt sich nach unten, der Schwerkraft folgend und sammelt sich am tiefsten
Punkt. Es ist die Quelle des Lebens und aller Veränderung. Wenn es durch äußere Energie bewegt oder erwärmt wird, entwickelt es gewaltige Kräfte und kann alles auflösen. Ohne äußere Einflüsse wird es
schnell wieder ruhig und klar. Die Wandlung erfolgt durch Stille, Ruhen, Abkühlen, Sinken, Folgen, durch Passivität und Sich-bewegen-lassen, Sich-treiben-lassen, durch Beständigkeit und
Aufnahmebereitschaft, durch Sammlung, und auch durch Auflösung.
Die Wandlungsphase Wasser im Taiji ist der Ausgangspunkt aller Bewegung, sie ist die Ruhe vor dem Start, hier entwickelt sich Wandlung durch
Verweilen, Aushalten, Loslassen, Sich-tragen-lassen. Ich entspanne mich in die Schwerkraft, sinke, ich vertraue in Ruhe und Schwere, in der jede kommende Bewegung auch wieder ihr Ende findet. Ich
stehe in einer "Pfahlhaltung". Das Wasser ist bereit den Yang-Impuls aufzunehmen.
Auch in die Bewegungen lasse ich die Prinzipien des Wassers einfließen und somit mich wandeln: den gleichmäßigen Fluss, die Trägheit und Langsamkeit des Körpers, die Anpassungsfähigkeit sowie die
Einsgerichtetheit und damit die Kraft einer Welle.